Geschichte begreifen
Kein Buch, kein Film und sicherlich auch kein Geschichtsunterricht können das Leid von Menschen in einem Konzentrationslager aufzeigen oder erklären. Deshalb organisierten die beiden Geschichts- und Klassenlehrer Simone Bleich und Axel Tönnies für ihre beiden 10. Klassen eine Exkursion in das ehemalige Konzentrationlager Buchenwald.
Ziel war es, den Jugendlichen zu zeigen, wie zufällig und schmal der Grad für junge Menschen in jener Zeit war, Täter oder Opfer zu werden. Und dass selbst diese beiden Kategorien nicht sicher waren, denn unter den Tätern gab es auch Opfer und unter den Opfern auch Täter. Deutlich wurde in der anderthalbstündigen Führung auch, was es heißt, Würde und Anstand im Angesicht des Todes zu bewahren und wie zerstörerisch es ist, einem Menschen die Würde zu nehmen. Durch die Darstellung von Einzelschicksalen gelang es in der Ausstellung sehr gut, Menschen aus der Anonymität von hunderttausenden Gefangenen oder tausenden Ermordeten herauszuheben und die Machtmechanismen des Nationalsozialismus begreifbar zu machen.
Getrübt wurde die ansonsten sehr informative und einfühlsame Führung von unpädagogischen Vorgehensweisen einiger Mitarbeiter der Stiftung Gedenkstätte Buchenwald, die eine differenzierende und auf sachlicher Diskussion beruhende Streitkultur vermissen ließen. (tö)